Vierdrahtverschluss

Seit dem 19. Jahrhundert halten Drahtverschlüsse dem Druck der Sektflasche stand

Seit dem 19. Jahrhundert halten Drahtverschlüsse dem Druck der Kohlensäure in Champagner- bzw. Sektflaschen stand und damit den Verschluss auf der Flasche.

Um das Jahr 1700, als Dom Pérignon Kellermeister des Klosters Hautvillers in der Champagne war, wurde die Methode entdeckt, um den Wein aus der Champagne schäumen zu lassen. Damals wurden die Flaschen mit Holzstöpseln verschlossen, die mit ölgetränktem Dichtungsmaterial versehen waren und anschließend mit Wachs oder Pech versiegelt wurden. Es wurde allerdings schnell klar, dass diese Verschlussart nicht ausreichte, um den Druck der Kohlensäure in der Flasche zurückzuhalten und das Auslaufen der Flaschen zu verhindern. Um die Flaschen zu verschließen kam man auf die Idee, Korkpfropfen zu benutzen. Allerdings musste man diese Stopfen schnell und sehr fest eindrücken, um zu vermeiden, dass der Korken unter dem Druck des schäumenden Weines heraussprang. Man behalf sich deshalb mit einer Hanfkordel und band damit den Korken auf der Flasche fest.

Die Kordel wurde aufwendig per Hand aufgebracht. Nicaise Petitjean aus Avize erfand um 1855 eine Kordelverschnürmaschine. Diese Maschine konnte die Schnürung, die bislang Aufgabe des Arbeiters war, vereinfachen und das Fixieren des Korkens verbessern. Ein angelernter Arbeiter konnte somit bis 1.000 Flaschen pro Tag in 10 Stunden verschnüren.

Verschiedene Champagnerhersteller ergänzten um 1860 zur besseren Sicherheit die Verschnürung mit einem oder zwei gewundenen Metalldrähten. Das Aufbringen der Hanffäden und der Metalldrähte war sehr umständlich. Diese Metallfixierung bereitete Schwierigkeiten beim Öffnen der Flaschen und man benötigte eine Spezialzange, um den Metalldraht durchzuschneiden.

Um das Öffnen bzw. Entkorken der Flaschen ohne zusätzliche Hilfsmittel wie z. B. eine Zange oder einen Greifer zu erleichtern, und vor allem ohne sich die Hände zu verletzen, kam man auf den Gedanken, bei dem Grundringdraht eine kleine Öse zu formen, mit der man durch Aufdrehen den Draht abbrechen konnte. Er war manchmal mit einer Plombe versehen, auf der das Wort „Champagne“ oder der Herstellername eingraviert war. Die Positionierung der Kordel und der Metalldrähte war aber langwierig und blieb mühsam. Es war etwa um 1880, als man den aufwendigen Arbeitsgang vereinfachte, indem man den Draht zunächst vorformte. Es entstand der Vorläufer des später üblichen Drahtverschlusses, das sogenannte „Muselet“, eine Bezeichnung, die bis in die heutige Zeit erhalten geblieben ist.

Am 10.5.1878 erhielt M. Adrien de Mestre aus Bordeaux ein kaiserliches Patent für ein „System von Maschinen zur Herstellung von Drahtkapseln für Champagnerflaschen“. Dies war der Beginn einer Drahtverschlussherstellung außerhalb der Champagner­kellereien. Bis dahin wurde die Kordel oder der Draht unmittelbar beim Abfüllvorgang von den Kellereiarbeitern einzeln um die Flaschen gebunden oder gedreht. Es wurde erstmals möglich, größere Mengen Muselets vorzufertigen und beim Abfüllen des Champagners darauf zurückzugreifen. Zunächst wurden sehr einfache Muselets mit 3 oder 4 Beinchen mit einer kleinen zentralen Öffnung in der Mitte hergestellt. Erst später wurde ein gestanzter und ausgeprägter Deckel aus Blech hinzugefügt, der den Kopf „ausschmückte“.

Die Form des Muselets entwickelte sich weiter, die kleine zentrale Öffnung wurde vergrößert und erlaubte das Einsetzen eines richtigen Blechdeckels mit der Einprägung des Champagnernamens. Diese Deckel mit dem Namen der Champagnerkellereien wurde zu einem begehrten Sammelobjekt der damaligen Zeit.

Man nannte dieses neue Drahtgebilde auch „La Rapide“. Er war der erste Verschluss, den man mit einer einfachen Gerätevorrichtung unter Verwendung einer Spezialzange, durch die man die Verschlussdrähte zusammendrehte, auf den Flaschenhals anbrachte.

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Kellereitechnik entwickelten sich zwei Haltevorrichtungen für den Flaschenverschluss. Für die Lagerung in den Kreidekellern in der Champagne wurde ein spezieller wiederverwendbarer Drahtbügel benutzt. Erst für die Endausstattung nach dem Degorgieren (Enthefen) wurden Muselets mit kunstvoll gestalteter Plombe verwendet.

Bei der Herstellung dieser Muselets bemühte man sich, mit Draht die kunstvollen Verknüpfungen des früher benutzten Bindfadens nachzuahmen und diese sogar noch zu übertreffen. Die Verwendung von Champagner oder „Sect“, wie er seit 1825 in Deutschland genannt wurde, als Nobelgetränk in den besseren Kreisen, führte zu immer kunstvolleren Drahtgebilden, die mit der Zeit zum unverwechselbaren Ausstattungsdetail jeder Schaumweinflasche wurden.

Man musste sich daher schon Anfang des letzten Jahrhunderts über bessere Herstellungsverfahren für solche Verschlüsse Gedanken machen, um den größer werdenden Bedarf zu decken und den Verschließvorgang zu beschleunigen. Überflüssiger Zierrat an den Drahtverschlüssen wurde fallengelassen und Zweckmäßigkeit in der Herstellung und Verarbeitung angestrebt.

In den traditionellen Weinländern, vor allem in der Champagne, der Geburtsstätte des schäumenden Weines, blieb aber bis heute das „Muselet“ das unverwechselbare und unverzichtbare Ausstattungsmerkmal der Champagnerflasche.

Am 01.07.1927 gründet Herr Philipp Schneider eine kleine Drahtwarenfabrikation in seiner Heimatstadt Weidenhausen in Hessen. Philipp Schneider war damals als junger Mann Repräsentant des Verbandes deutscher Drahtstift-Fabrikanten und auch zu dieser Zeit Generalvertreter einer Draht- und Kabelfabrik, die in Köln ansässig war.

Bei Präsentationen auf Weinmessen und in den Weinkellereien im Rheingau in den 1930er Jahren wurde Herr Philipp Schneider sehr häufig darauf angesprochen, dass es für die Sektherstellung in Deutschland einen sehr dringenden Bedarf an Drahtverschlüssen für das Verschließen der Sektflaschen gab. Damals waren diese traditionellen Verschlüsse nur in der Champagne zu erhalten, der Import aus Frankreich umständlich und teuer und auch nicht in ausreichender Menge verfügbar.

Zusammen mit einem Maschinenbauingenieur entwickelte und baute Herr Philipp Schneider seine erste halbautomatische Produktionsmaschine zur Fertigung dieser „Drahtkörbchen“ (Muselets) für Sektflaschen und produzierte diese ab 1939 für den hiesigen Markt, nachdem er bereits zwei Jahre vorher für ein Mainzer Unternehmen geschweißte Drahtringe für das Festhalten der in Deutschland üblichen Bügelverschlüsse auf den Sektflaschen in sein damals kleines Drahtwarenprogramm aufgenommen hatte.

Herr Philipp Schneider konnte sein neues Produkt, das er zunächst an einige Sektkellereien in Deutschland verkaufte, durch die Verbindung mit dem aus Hamburg stammenden Importeur Hans Jensen (Budde & Westermann) in New York schon damals auf den amerikanischen Markt exportieren. Im Jahr 1941 verlegte Herr Philipp Schneider seine Produktion nach Flörsheim am Main, in die Nähe der seinerzeit führenden deutschen Sektkellereien im Rheingau. Nach kriegsbedingtem Stillstand begann die Produktion wieder 1946 und im gleichen Jahr wurde auch der Export in die USA wiederaufgenommen.

Ein erneuter Umzug stand zum 1. Juli 1962 nach Bad Münster-Ebernburg an, die Adresse, an der das Unternehmen heute noch ansässig ist. Durch die rasante Entwicklung auf dem Sektmarkt und insbesondere in den großen deutschen Sektkellereien mit ihren schnelllaufenden Verdrahtungsmaschinen war es notwendig, einen Vierdrahtverschluss zu entwickeln, der den neuen Anforderungen gerecht war. Durch die Beteiligung an der italienischen Firma I.C.A.S. Sp.A. im Jahr 1977 und in sehr enger Zusammenarbeit mit den Technikern beider Unternehmen ist es uns gelungen, eine neue Maschinengeneration zu entwickeln. Dank der engen Kooperation mit unseren Drahtlieferanten konnten wir einen verzinkten Spezialdraht entwickeln, der unseren Bedürfnissen und Anforderungen entsprach.

Durch diese neuen Entwicklungen (Fertigungsmaschinen und Spezialdraht) wurde gewährleistet, dass die jetzt produzierten Verschlüsse auch auf Hochleistungsverdrahtungsmaschinen verarbeitet werden können. Um der fortlaufenden Rationalisierung und Automatisierung in den Kellereien gerecht zu werden, haben wir die weltweit erste Anlage für die vollautomatische Entpackung bzw. Entpalettierung der Vierdraht- und Bügelverschlüsse entwickelt.

Voraussetzung hierfür war zunächst die Neuentwicklung einer neuen Verpackungsart. Wir entwickelten und patentierten dafür ein neues, wiederverwendbares Traysystem. Somit entstand eine neue Verpackung, die dem ökologischen Aspekt entgegenkam. Mittlerweile ist der verzinkte Spezialdraht in verschiedenen Farben verfügbar und wird nach ISO 16120-2 C9D hergestellt.

Der Deckel kann mit eigenem Logo, geprägt oder bedruckt, hergestellt werden und bietet somit sowohl kleinen Sektherstellern als auch Großkellereien die Möglichkeit, ihre Flaschen einzigartig und individuell zu gestalten.

Passend zu unseren Vierdrahtverschlüssen bieten wir Ihnen verschiedene Verpackungen, sowie Entpackungs- (EP 110) und Entpalettieranlagen (EPA 400) an.

Wir entwickeln gerne mit Ihnen Ihren eigenen Verschluss. Sprechen Sie uns an!

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